"Ungetaufte nicht als glaubensarm veruteilen"
Dessau-Roßlau, am – Bei ihrer Frühjahrstagung hat die Synode der Evangelischen Landeskirche Anhalts über Möglichkeiten beraten, die Taufe im Gemeindeleben aufzuwerten und für mehr Menschen attraktiv zu machen. Ein Beschlussvorschlag soll nach Diskussion im Theologischen Synodalausschuss dann zur Herbsttagung des anhaltischen Kirchenparlaments vorliegen.
In ihrem Vortrag zum zentralen Thema der Frühjahrssynode warnte die hallesche Theologieprofessorin Anne Steinmeier davor, Ungetaufte als „glaubensarm“ zu verurteilen. Viele Menschen seien der Kirche verbunden, fühlten sich jedoch noch nicht bereit für die Taufe. „Sie sind in eine zerreißende Zweideutigkeit gespannt, sind auf der Suche. Trotz ihrer Distanz zur institutionellen Kirche sind sie bereit, sich in der Kirche zu engagieren. Hier darf es kein Entweder-Oder geben.“ Gerade in Ostdeutschland gebe es eine Schwellenangst: „Man geht nicht einfach in eine Institution, man ist vorsichtig mit allem, was sich wie Zwang anfühlen kann.“ Steinmeier betonte zugleich: „Der Weg darf nicht in eine Unverbindlichkeit führen, die niemanden mehr erkennen lässt, was Kirche eigentlich ist. Die Taufe ist und bleibt das grundlegende Sakrament, das nicht gefährdet werden darf.“ Der Dessauer Kreisoberpfarrer Joachim Diestelkamp bezeichnete die Offenheit einer Kirchengemeinde gegenüber interessierten Nicht-Mitgliedern als entscheidend für die Bereitschaft dieser Menschen, sich auf die Taufe einzulassen. „Freunde, die Neugier für den Glauben wirken, sind oft glaubwürdiger als Amtspersonen.“ Kontinuierliche Unterstützung auf dem Weg zur Taufe sei von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang regte Diestelkamp die Ausbildung von Glaubensbegleitern an. Kirchenpräsident Helge Klassohn sprach sich für eine stärkere und festliche Integration der Taufe in das Gemeindeleben und für häufigere Tauferinnerungsfeiern aus. Im Hinblick auf die große Zahl von aus der Kirche ausgetretenen Getauften sagte Klassohn: „Gerade sie müssen wir verstärkt ansprechen und ihnen deutlich machen, dass das Angebot des ‚Lebens aus der Taufe‘ für jeden Menschen gewahrt bleibt, auch wenn er sich von der institutionellen Kirche gelöst hat.“