Synodenbericht Kirchenpräsident Liebig: Öffnung gegenüber Konfessionslosen
Dessau-Roßlau, am – Die Evangelische Landeskirche Anhalts will sich künftig noch stärker gegenüber Konfessionslosen öffnen. Das hat Kirchenpräsident Joachim Liebig in seinem Bericht bei der Herbsttagung der Landessynode in Dessau betont, die am heutigen Freitag begonnen hat. Eine zentrale Rolle nehme dabei die Bildung ein: „Die Vermittlung von Bildung ist ein genuin christliches, ja protestantisches Anliegen.“
„Kindergärten und Schulen in evangelischer Trägerschaft sind das deutlichste Zeichen der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, die wir an dieser Stelle übernehmen. Hier sollten wir unter der Voraussetzung eines evangelischen Profils auch in Zukunft alle Möglichkeiten nutzen.“ Die Kirchengemeinden rief der Kirchenpräsident dazu auf, sich wieder stärker auf das eigene praktisch-diakonische Handeln zu besinnen: „Der helfende Besuch bei der kranken Nachbarin, die Unterstützung der alleinerziehenden Mutter sind Ausdruck von Gemeindediakonie und eine besondere Form der Predigt des Evangeliums.“ Menschen, die sich auf diese Weise engagieren wollten, müssten dafür auch Raum erhalten. „Das Gleiche gilt grundsätzlich für neue Mitglieder oder Interessierte, die in bereits bestehenden Gemeindegruppen nicht immer ihren Platz finden.“ Als weiteren wichtigen gesellschaftlichen Beitrag der Evangelischen Kirche in Anhalt bezeichnete Liebig deren Präsenz auf dem Lande. „Dieser Ansatz unterscheidet sich grundlegend von dem Versuch, mangels Personal oder Geld die Fläche zu verlassen und stattdessen Zentren zu bilden.“ Man müsse darüber nachdenken, so der Kirchenpräsident, langfristig alle 214 anhaltischen Kirchen regelmäßig, etwa zu sonntäglichen Andachten, zu öffnen. „Kirchen dienen zu dem, zu dem sie gebaut sind.“ Besondere Bedeutung genieße aktuell auch der Spirituelle Tourismus, dem sich die Anhaltische Landeskirche unter anderem mit Angeboten in Wörlitz (Bibelturm), Gernrode (Stiftskirche) und mit dem Lutherweg Sachsen-Anhalt öffne. Bei ihrer Tagung in Dessau wird die Landessynode über die Einrichtung einer Personalstelle für den Spirituellen Tourismus entscheiden. Zudem sprach sich Liebig für eine stärkere Wertschätzung der Ehrenamtlichen und ihrer Tätigkeiten aus: „Die Mitglieder von Gemeindekirchenräten in unserer Landeskirche tragen entscheidend zum Bild und der Bewältigung der Aufgaben von Kirche bei.“ Als qualifiziertes Angebot, diese hohe Verantwortung auch tragen zu können, schlug Liebig die Einrichtung einer Ehrenamtsakademie, beispielsweise im Johann-Arndt-Haus in Ballenstedt, vor. Die finanzielle Situation der Landeskirche bezeichnete der Kirchenpräsident als stabil. Zudem werde die anhaltische Kirche durch eine vollständige Neuberechnung des horizontalen Finanzausgleichs zwischen den Evangelischen Landeskirchen in Deutschland in den kommenden Jahren einen spürbaren Mehrbetrag erhalten. Dies könne jedoch aus Solidarität mit den Geberkirchen, denen die zusätzlichen Ausgaben in Zeiten der Finanzkrise nicht leicht fielen, nur als „Anschubfinanzierung“ verstanden werden: „Zu einem nicht konkret fassbaren Zeitpunkt muss eine Nehmerkirche wie die anhaltische in der Lage sein, ihre Ausgaben strukturell aus eigener Kraft bestreiten zu können.“ Die Kooperation mit der benachbarten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland bezeichnete Liebig, auch in Personalfragen, als gut und freundschaftlich. Wo immer es sinnvoll sei, müsse diese Zusammenarbeit zu beiderseitigem Nutzen ausgedehnt werden. Zugleich unterstrich er die Selbstständigkeit der Anhaltischen Landeskirche. Hintergrund Die Landessynode ist das ‚Kirchenparlament‘ der Evangelischen Landeskirche Anhalts und neben der Kirchenleitung und dem Landeskirchenrat eines der drei Leitungsorgane. Die Landessynode besteht aus 33 von den Ältesten der Kirchenkreise gewählten und sechs von der Kirchenleitung berufenen Synodalen. Zwei Drittel der Synodalen sind in Anhalt Nichttheologen, ein Drittel Theologen. Die Stellvertreter der Landessynodalen werden von den Kreissynoden gewählt. Gemeindekirchenräte, Kreis- und Landessynodale werden, wie die Mitglieder des Landeskirchenrates, für sechs Jahre gewählt. Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat rund 47.500 Mitglieder. Dessau-Roßlau, 13. November 2009 Die vor der Synode vorgelegten Tätigkeitsberichte der Dezernate sowie des Diakonischen Werkes finden Sie unter www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/synode.php