Landessynode beschließt Perspektivpapier
Dessau-Roßlau, am – Die Landessynode hat bei ihrer Tagung am Sonnabend ein Eckpunktepapier verabschiedet, in dem Perspektiven für die Zukunft der Landeskirche auf Grundlage ihrer Eigenständigkeit festgelegt werden. Das Papier war von einer Perspektivkommission erstellt worden, die die Landessynode im Frühjahr 2007 eingesetzt hatte. Nach einem Diskussionsprozess in der gesamten Landeskirche liegt nun die Endfassung vor.
Das Kirchenparlament entband die Perspektivkommission von ihren Aufgaben und setzte eine Lenkungsgruppe ein, die gemeinsam mit den Synodalausschüssen die Umsetzung des Eckpunktepapiers in den Kirchengemeinden, Regionen, Kirchenkreisen und auf landeskirchlicher Ebene sowie im Bereich der anhaltischen Diakonie unterstützen soll. „Es ist wichtig, die Kompetenzen und Kräfte der Landeskirche zu konzentrieren, um hier an einem Strang zu ziehen“, sagte der Köthener Kreisoberpfarrer Dietrich Lauter, der zu den Verfassern des Papiers zählt. Die Lenkungsgruppe, die vom Kirchenpräsidenten geleitet wird, soll der Synode regelmäßig von der Umsetzung berichten. Das Perspektivpapier finden Sie unter www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/synode.php --- Haushalt Die Synode verabschiedete am Sonnabend den Haushalt der Landeskirche für 2009, der Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 12,47 Millionen Euro vorsieht. Das sind 760.000 Euro mehr als 2008 (11,71 Millionen Euro). Haupteinnahmen der Landeskirche sind die Kirchensteuern mit 3,75 Millionen Euro (2008: 3,7 Millionen Euro), die Staatsleistungen mit 2,37 Millionen Euro (2008: 2,3 Millionen Euro) sowie der EKD-Finanzausgleich mit 3,2 Millionen Euro (2008: 3,1 Millionen Euro). Finanzdezernent Wolfgang Philipps sagte, die finanzielle Lage der Landeskirche sei derzeit und auch im kommenden Jahr entspannter als in früheren Jahren. Dies sei unter anderem auf das erfolgreiche Sparkonzept, auch mit Einsparungen im Personalbereich, zurückzuführen. In den Erläuterungen zum Haushaltsplan betonte der Oberkirchenrat: „Allerdings dürfen die zurzeit günstigen Umstände nicht dazu verführen, die langfristigen Haushaltsbelastungen zu erhöhen. Mit einer vorausschauenden Haushaltsführung kann es gelingen, in Zukunft die harten Schnitte der Vergangenheit zu vermeiden und kraftvoll neue Akzente zu setzen.“ Mit Blick auf die aktuelle Krise des Finanzmarktes betonte Philipps vor der Synode: „Mit großer Erleichterung kann ich feststellen, dass wir mit unseren Geldanlagen keine Einbußen erlitten haben. Aber diese Vorgänge können als warnendes Beispiel dienen, welche zerstörerischen Kräfte dort wirken, wo Vertrauen missbraucht wird und dann verschwindet.“ Philipps verwies zudem auf die problematische Mitgliederentwicklung in Anhalt: „Es fehlt vor allem die nachwachsende Generation.“ Die Notwendigkeit, neue Mitglieder zu gewinnen, schlage sich im Haushalt der Landeskirche unter anderem in einer im September besetzten Projektstelle zur Vorbereitung der Missionsdekade nieder. Missionsdekade und Projektstelle waren bei der Frühjahrstagung 2008 der Landessynode beschlossen worden. Als Vorsitzender des Finanzausschusses kündigte Gerhard Erfurth an, der Synode werde im Frühjahr 2009 ein Satzungsentwurf für die ebenfalls im Frühjahr 2008 beschlossene Anhalt-Stiftung vorgelegt. Für die Einwerbung von Spenden und Zustiftungen, so Oberkirchenrat Philipps, solle eine Fundraising-Stelle eingerichtet werden. Dafür stünden im Haushalt 20.000 Euro zur Verfügung. --- Sonderausschuss Die Synode setzte zudem einen Sonderausschuss ein, der die Verfassung der Landeskirche auf einzelne Punkte hin überprüfen und der Synode im Herbst 2009 über die Ergebnisse berichten soll. Gegenstand der Untersuchungen sind unter anderem die Kompetenzen und das Miteinander von Landessynode, Kirchenleitung und Landeskirchenrat. Weiter geht es um die Frage, ob, wie und gegebenenfalls durch wen die Verfassungsmäßigkeit von Kirchengesetzen und Synodalbeschlüssen überprüft werden kann. Ebenfalls untersucht werden soll, ob künftig die Mehrheit der Synodalen weder ordiniert noch hauptberuflich bei Kirche oder Diakonie beschäftigt sein könnte. Gegenstand der Überprüfung ist laut dem Beschluss auch, ob und gegebenenfalls wie die Dienst- und Fachaufsicht über die Mitglieder des Landeskirchenrats wahrgenommen werden soll. Dem Sonderausschuss gehören das Präsidium und weitere Mitglieder der Synode an, weiter der Kirchenpräsident und das juristische Mitglied des Landeskirchenrates, zudem je ein Mitglied der juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und des kirchenrechtlichen Institutes der EKD sowie Babette Markworth als Mitglied der bisherigen Perspektivkommission. --- Solardächer In einem weiteren Beschluss befürwortete die Synode die Errichtung von Solaranlagen auf Kirchengebäuden zur nachhaltigen Energiegewinnung. Darin heißt es unter anderem: „Zum Zeugnis, dass die Bewahrung der Schöpfung dem Willen Gottes entspricht, gehört auch der Einsatz für den sparsamen und nachhaltigen Umgang mit Energie. Hier setzen Solaranlagen auf Kirchendächern ein deutliches Zeichen: Sie stehen für die Aussage, dass es Christinnen und Christen ernst ist mit der Idee, diese Erde als anvertrauten Lebensraum zu bebauen und bewahren.“ --- Danksagung Die Synode nahm in einem Beschluss die Anregung aus dem Bericht von Kirchenpräsident Helge Klassohn auf und dankte den Lektorinnen und Lektoren, Prädikantinnen und Prädikanten sowie den Seelsorgerinnen und Seelsorgern in der Sonderseelsorge in Anhalt für ihr Engagement. --- EKD-Synode / Elbe Als anhaltischer Vertreter bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) berichtete Ministerialrat Rudolf Michl, dass diese bei ihrer Tagung Anfang November den Rat der EKD gebeten habe, sich für einen zeitweiligen Stopp der Maßnahmen zum Ausbau der mittleren Elbe einzusetzen. „Das Moratorium soll genutzt werden, um mit allen Beteiligten ein Elbe-Gesamtkonzept für den Umweltschutz einerseits und die Wasser- und Schifffahrtswege (einschließlich der Verbindung Mittelland-Kanal, Elbe-Saale-Kanal und Elbe-Havel-Verbindung) andererseits zu entwickeln“, sagte Michl. „Dieses Gesamtkonzept soll mit den betroffenen europäischen Nachbarländern abgestimmt werden.“ Ausgangspunkt für das Moratorium war eine Eingabe der Auferstehungsgemeinde Dessau. --- Geschichte der anhaltischen Landeskirche Die anhaltische Landessynode bat bei ihrer Herbsttagung am Sonnabend den scheidenden Kirchenpräsidenten Helge Klassohn, in den kommenden Jahren eine Geschichte der anhaltischen Landeskirche zu verfassen. Klassohn erklärte sich bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Das Präsidium sowie Vertreter mehrerer Ausschüsse der Synode dankten dem Kirchenpräsidenten für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Klassohn bedankte sich seinerseits „für diese gute und wichtige Zeit mit der anhaltischen Synode“. Dessau-Roßlau, 15. November 2008