„Kirche sollte Trauernde stärker begleiten“
Dessau-Roßlau, am – Bei ihrer Frühjahrstagung am Freitag hat die Synode der Evangelischen Landeskirche Anhalts über die kirchliche Trauer- und Bestattungskultur beraten. In seinem Gastvortrag warb der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dr. Martin Dutzmann, dafür, Trauernde nach dem Tod ihrer Angehörigen verstärkt zu begleiten. Die Themen Tod und Sterben, so Dutzmann, müssten mehr ins Bewusstsein gerückt und bereits Kindern und Jugendlichen vermittelt werden. Wichtig sei auch das Eintreten für den Totensonntag, „der oft von vorweihnachtlichem Treiben umzingelt ist“.
Der Landessuperintendent sprach sich für eine kirchliche Aussegnung von Verstorbenen aus, die dem Abschied unmittelbar nach Tod einen liturgischen Rahmen geben könne. Das Zusammensein der Menschen mit verstorbenen Angehörigen sei aus christlicher Sicht von großer Bedeutung: „In den biblischen Evangelien sind die Zuwendung zum Toten und die Hoffnung eng miteinander verbunden. Die Menschen, die Jesus nach dem Kreuzestod bis zuletzt begleiteten, waren dann als erste bereit für die Osterbotschaft der Auferstehung.“ Als problematisch bezeichnete Dutzmann Beisetzungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und eine Privatisierung des Begräbnisortes: „Kein Mensch gehört einem anderen Menschen, er gehört nur Gott.“ Auch anonyme Bestattungen seien aus kirchlicher Sicht schwierig. Dutzmann erinnerte dabei an den biblischen Gottesruf „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“. Kirche solle Trauernden zudem nicht zuraten, auf Blumen- und Kranzspenden zu verzichten. Dieser Verzicht scheine zwar auf den ersten Blick vernünftig. „Doch angesichts des großen Verlustes ist so eine Verschwendung vielleicht nötig. Und Blumen gegen den Tod zu setzen, das ist ein mutiges Zeichen.“ In einem weiteren Gastbeitrag unterstrich Carolin Seufert, Öffentlichkeitsreferentin beim Berliner Bestattungsinstitut Ahorn-Grieneisen, die Bereitschaft der Bestatter, mit der Kirche verstärkt zusammen zu arbeiten und gemeinsame Angebote zu prüfen. Kirche sei ein authentischer Ort für Trauerfeiern. Auch Seufert sprach sich gegen anonyme Bestattungen aus und warnte in diesem Zusammenhang vor einem Ausverkauf der Bestattungskultur. Zudem empfahl sie die Einführung einer christlichen Bestattungsvorsorge, in der Menschen vor ihrem Tod festlegen können, dass sie kirchlich bestattet werden wollen. Kirchenpräsident Helge Klassohn konstatierte, dass die Zahl der kirchlichen Bestattungen weiter abnehme, „viele Angehörigen wissen gar nicht mehr, dass sie ihrem Verstorbenen eine solche Bestattung schuldig sind. Nicht wenige Getaufte, doch aus der Kirche Ausgetretene, würden sich dies aber wünschen. Uns liegt daran, dass die Beisetzung eines Verstorbenen unter Wahrung der Menschenwürde geschieht.“ Wichtig für Kirchengemeinden, so der Kirchenpräsident, sei die Festlegung einer Läuteordnung, „die regelt, ob und wie etwa für Nichtchristen geläutet wird“. In der weiteren Diskussion unterstrichen die Synodalen, dass Pfarrerinnen und Pfarrer für Trauerfälle unbedingt schnell erreichbar sein sollten. „Wir müssen für Menschen in dieser Situation da sein, ihnen die gute Nachricht des Evangeliums sagen und diese Botschaft auch leben – mit ihnen zusammen.“ Weiter wurde darauf hingewiesen, dass heutzutage selbst auf dem Lande der direkte Kontakt der Pfarrer zu den Menschen nur zum Teil möglich sei. Ein verstärktes Einbeziehen der Kirchengemeinde sei zwar wichtig, auf die professionelle Kompetenz der Pfarrerinnen und Pfarrer könne gleichwohl nicht verzichtet werden. Denkbar sei die Bildung von Netzwerken unter weiterer Einbeziehung von Hospizkreisen, Notfallseelsorgern, Ärzten und Bestattern. Statistik: In der Evangelischen Landeskirche Anhalts gab es 2005 819 evangelische Bestattungen gegenüber 846 im Jahr 2004 und 929 im Jahr 2003. Dessau, 28.4.2007