Evangelische Landeskirche Anhalts

"Kirche muss sich auf starken Gemeinden aufbauen"

Dessau-Roßlau, am – Die anhaltischen Kirchengemeinden sollen selbstständiger werden und eine stärke Ausstrahlung nach außen wie innen entwickeln. Das schlägt eine im Frühjahr gebildete Perspektivkommission der Landessynode vor, die auf der Synodaltagung am Samstag einen Zwischenbericht präsentierte. Die Kommission hat die Aufgabe, einen Perspektivplan für die Landeskirche ab 2009 zu erarbeiten. Grundlage ist die Eigenständigkeit der anhaltischen Kirche.

„Laut Verfassung baut sich die Landeskirche auf den Gemeinden auf“, sagte der Köthener Kreisoberpfarrer Dietrich Lauter. „Doch wir müssen uns fragen, inwieweit das bei zu schwachen Gemeinden überhaupt möglich ist.“ Die Zukunft, so Lauter, liege nicht im System der Versorgungskirche „von oben“, sondern Kirche müsse aus den Gemeinden heraus stark sein. Alle kirchlichen Strukturen müssten dem Ziel dienen, selbstständige und aktive Gemeinden zu schaffen, Gemeindegrößen hätten sich weniger an Traditionen und Kirchtürmen zu orientieren. „Anhalt ist nicht trotz, sondern wegen seiner Größe lebensfähig, wenn die Kirche sich auf starke Gemeinden aufbaut und die Rede von der ‚Landeskirchengemeinde‘ mit Leben gefüllt wird, wir uns also alle als Geschwister in einer profilierten Kirche verstehen.“ In weiteren Punkten, die der Ballenstedter Kreisoberpfarrer Jürgen Dittrich präsentierte, wird unter anderem vorgeschlagen, die Stellung der Landessynode zu stärken. ---------------------- Posaunenchöre auf Erfolgskurs Die Posaunenchöre in der anhaltischen Landeskirche sind weiter auf Erfolgskurs. In seinem Bericht vor der Landessynode wies Oberkirchenrat Manfred Seifert darauf hin, dass derzeit 163 Bläserinnen und Bläser in 14 Posaunenchören ehrenamtlich tätig sind. 2006 waren es noch 150. „Besonders hoch war die Zahl der Neuanfängerinnen und Neuanfänger“, sagte Seifert. Dies sei nicht zuletzt den intensiven Bemühungen von Landesposaunenwart Steffen Bischoff zu verdanken. „Wir haben es hier mit einem Arbeitsgebiet in unserer Landeskirche zu tun, das vom Wachstum bestimmt ist. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern Ausdruck von treuer haupt- und ehrenamtlicher Arbeit und der besonderen Möglichkeit der Bläserarbeit, Menschen am Auftrag der Kirche zu beteiligen.“ ---------------------- Öffentliche Fragestunde Auf großes Interesse stieß bei der Tagung der anhaltischen Synode am Samstag eine öffentliche Fragestunde für Gemeindemitglieder, die zum ersten Mal stattfand. „Ich freue mich, dass diese Initiative der Synode gut ankommt“, sagte Kirchenpräsident Helge Klassohn. „Sie ist ein Beitrag zur Transparenz der synodalen Arbeit und macht deutlich, dass kirchliche Basis und Leitung in Anhalt nahe beieinander sind.“ Vertreter von mehreren Kirchengemeinden aus Anhalt brachten Anliegen vor und stellten Fragen, die vom Vorstand der Synode und vom Landeskirchenrat beantwortet wurden. Auf Wunsch können ausführliche Antworten schriftlich nachgereicht werden. Die Anfragen betrafen unter anderem die Regionalvereinbarungen zwischen benachbarten Kirchengemeinden sowie ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, außerdem die Besetzung von Pfarr- und Mitarbeiterstellen und den Diskussionsprozess um das Impulspapier „Kirche der Freiheit“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). ---------------------- Beschlüsse, Grußworte, Bericht EKD-Synode Im weiteren Verlauf der Tagung beschlossen die Synodalen, die Synoden der fünf anhaltischen Kirchenkreise finanziell stärker als bisher zu unterstützen. Die Zuweisungen werden von jetzt 4.000 Euro auf 29.000 Euro vom kommenden Jahr an erhöht. Angenommen wurde ein Antrag mehrerer Synodaler, der vorsieht, dass die Landeskirche ihr Engagement im Bereich der vorschulischen und schulischen Erziehung verstärkt. Der Landeskirchenrat wird in dem Antrag gebeten, bis zum 31. Januar 2008 ein Konzept vorzulegen, das Kirchengemeinden bei der Bewerbung um die Trägerschaft von Kindertagesstätten und bei Übernahme der Trägerschaft unterstützen soll. Als Gast der Synode sagte der Dessau-Roßlauer Oberbürgermeister Klemens Koschig, die Stadt sei im Zuge der Abgabe der kommunalen Kindertagesstätten in Dessau an freie Träger an einer Trägervielfalt interessiert. Bewerbungen von Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen seien willkommen. In seinem Grußwort hatte Koschig zuvor der Evangelischen Landeskirche Anhalts für ihr gesellschaftliches Engagement gedankt und betont, die für Mitte Dezember geplante Eröffnung eines stationären Hospizes in Trägerschaft verschiedener diakonischer Einrichtungen sei „einer der schönsten Momente für Dessau-Roßlau seit der Wende“. Pastor Zdenek Kovalcik von der Tschechoslowakisch-Hussitischen Kirche wies auf die gute Partnerschaft mit der anhaltischen Landeskirche hin und schlug vor, den Austausch auf leitender Ebene ebenso wie bei Gemeinden, Posaunenchören und Kirchenmusikern zu verstärken. Von der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Anfang in November in Dresden tagte, informierte Rudolf Michl als anhaltischer Vertreter über einen Beschluss, demzufolge Jugendmitgliedern der Landessynoden verstärkt auch die Teilnahme an der EKD-Synode ermöglicht werden soll. Dessau-Roßlau, 17. November 2007 Alle Synodenberichte und –beschlüsse