"Glauben erkennbar leben"
Dessau-Roßlau, am – In seinem Grußwort zum Auftakt der anhaltischen Landessynode am heutigen Freitag in Bernburg hat Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff die Christen in Sachsen-Anhalt dazu aufgefordert, ihren Glauben erkennbar zu leben: „Die auch in unserer Landesverfassung enthaltenen Verweise auf den christlichen Glauben sind nur dann verständlich, wenn es auch Menschen gibt, die glaubhaft von diesem Glauben sprechen können.“
Mit Blick auf das 800-jährige Jubiläum der Region Anhalt im kommenden Jahr hob Haseloff hervor, die anhaltische Geschichte sei stets auch vom Christentum geprägt worden. Eine wesentliche Rolle der anhaltischen Landeskirche bei dem Jubiläum sei daher selbstverständlich. Der Ministerpräsident wies auch auf die Vorteile überschaubarer Strukturen gerade der Evangelischen Landeskirche Anhalts hin: „Dieses Land lebt von seinen persönlichen, zwischenmenschlichen Beziehungen, die Sie in Anhalt gewährleisten können. Darin liegt gegenüber größeren Einheiten eine riesige Chance.“
Im Bericht des Landeskirchenrates nahm Kirchenpräsident Joachim Liebig Stellung zur aktuellen Diskussion um die von der öffentlichen Hand an die Kirchen gezahlten Staatsleistungen. Diese seien keineswegs Subventionen, sondern basierten auf vertraglich festgelegten Rechtsansprüchen. Liebig betonte in diesem Zusammenhang das in der Verfassung festgelegte Prinzip der Subsidiarität: „Nach den Erfahrungen der deutschen Geschichte hatten die Mütter und Väter des Grundgesetzes die Vorstellung, der Staat möge solche Arbeitsbereiche abgeben, die auch andere gesellschaftliche Gruppen füllen können. Dazu gehören traditionell im Wirkungsbereich des Grundgesetzes die Kirchen. Mit nicht unerheblichem eigenem Aufwand finanzieller und personeller Art erfüllen damit die Kirchen gesellschaftliche Aufgaben zum Nutzen aller.“
Wer die Subsidiarität in Frage stelle, müsse Alternativen vorlegen und massive Einschnitte bei zahlreichen Angeboten der Kirchen in Kauf nehmen, die der gesamten Gesellschaft zu Gute kämen, so der Kirchenpräsident. Der Sparzwang öffentlicher Haushalte sei bei weitem nicht hinreichend, um die Staatsleistungen zu beschneiden. Die anhaltische Landeskirche erhält im Jahr 2012 Staatsleistungen in Höhe von 2,48 Millionen Euro gegenüber 2,43 Millionen Euro in diesem Jahr.
Gelassenheit in der kirchlichen Arbeit – missionarische Herausforderungen
Weiterhin rief Kirchenpräsident Liebig die Kirchengemeinden in Anhalt dazu auf, den Herausforderungen einer säkular geprägten Gesellschaft mit mehr Gelassenheit zu begegnen. „Es wird keineswegs hilfreich sein, beständig neue Themen und Zielvorgaben zu beschreiben“, sagte Liebig. „Hilfreich ist allein der gelassene Blick zunächst auf sich selbst und sein eigenes Verhältnis zu Gott.“ In einer Welt stets neuer Projekte und Programme wirke es im Raum der Kirche als eine besondere Form der Kleingläubigkeit, „beständig dem Heiligen Geist auf die Sprünge helfen zu wollen“.
Es gelte zu differenzieren, so Liebig, welche Formen des viel diskutierten Begriffs „Mission“ für die Arbeit in den anhaltischen Gemeinden von Belang seien: „Wir sind aufgefordert, Menschen, die getauft sind und die Kirche verlassen haben, zurückzugewinnen. Wir sind aufgefordert, die annähernd 1.000 Kinder in christlichen Familien im Bereich unserer Landeskirche, die bisher nicht getauft sind, zu bedenken. Wir sind aufgefordert, Menschen, die Interesse an der Kirche haben – und sei es als Mitglied in einem Kirchbauverein, einem Chor oder Ähnlichem – für die Sache der Kirche und damit das Evangelium von Jesus Christus zu interessieren. Wir sind auch aufgefordert, Menschen, die kirchenfern und antiklerikal sind, mit gelassener Freundlichkeit zu begegnen. Ob ihnen damit die Freundlichkeit Gottes vor Augen steht, ist nicht in unserer Macht.“
Situation der Landeskirche
Zur aktuellen Situation der Landeskirche sagte der Kirchenpräsident: „Die Selbstständigkeit der Landeskirche war vor einigen Jahren immer wieder ein Gesprächsthema. Nach meinem Eindruck hat sich diese Frage vollständig erledigt.“ Die Kernaufgabe kirchlicher Organisation sei es, auf menschliche Weise den Kontaktwunsch Gottes mit seinen Geschöpfen abzubilden. „Unter dieser Voraussetzung sind wir als Kirche mit überschaubaren Wegen und Strukturen in vielerlei Hinsicht im Vorteil.“
Hintergrund: Landessynode
Die Landessynode der Evangelischen Landeskirche Anhalts besteht aus 33 von den Ältesten der Kirchenkreise gewählten und sechs von der Kirchenleitung berufenen Synodalen. Zwei Drittel der Synodalen sind in Anhalt Nichttheologen, ein Drittel Theologen. Die Stellvertreter der Landessynodalen werden von den Kreissynoden gewählt. Gemeindekirchenräte, Kreis- und Landessynodale werden, wie die Mitglieder des Landeskirchenrates, für sechs Jahre gewählt. Wiederwahl ist möglich. Die anhaltische Landeskirche hat 43.000 Mitglieder.
Alle Berichte und weitere Informationen unter www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/synode
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